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Endlichkeit - ein Stück des Weges

Der Podcast "Endlichkeit -über das letzte Stück des Weges" von Mona Ameziane und Christine Westermann wurde diesen Monat veröffentlicht. Endlichkeit bezieht sich nicht nur auf das letzte Stück des Weges, sondern auch auf die Begrenztheit von Möglichkeiten, die früher vorhanden waren, von denen man denkt, dass sie nun endgültig vorbei sind.

 

Älterwerden und Endlichkeit gehen Hand in Hand. Mit 55 Jahren bin ich nach heutigen Maßstäben nicht wirklich alt, aber auf dem Weg dorthin.

 

In meinem letzten Blogbeitrag schrieb ich über "Das Heute". Nicole Staudinger sagte dazu: "Die Sorgen, die ich mir heute mache, haben keinen Einfluss, auf das was kommt… Morgen schauen wir uns an, wenn morgen da ist." Manchmal ist es jedoch auch am nächsten Tag nicht mehr möglich, was früher selbstverständlich war.

 

Nach meinem Fahrradunfall konnte ich nicht mehr "einfach" gehen. Einfache Bewegungsabläufe für einen gesunden Menschen sind für mich nicht mehr so einfach ausführbar, da die notwendigen Muskelpartien in meinem Gehirn nicht mehr so gut vernetzt sind, dass ich sie bewusst ansteuern kann.

 

Während meines achtmonatigen Aufenthalts in einem neurologischen Krankenhaus setzte ich mich oft mit dem Thema Endlichkeit auseinander.  Kurz vor dem Unfall im November 2019 hatte ich einen wunderschönen einwöchigen Urlaub in Schottland mit Freunden verbracht.

 

Die Natur Schottlands und die zwischenmenschlichen Beziehungen in dieser kurzen Zeit hinterließen in mir ein warmes Gefühl. Nach dem Unfall drehten sich meine Gedanken oft um die Frage: "Kann ich das noch oder werde ich das jemals wieder können?" Es waren sehr endgültige Fragen, auf die ich keine Antworten hatte und von denen ich eher ausgehen musste, dass sie nicht mehr möglich sein würden.

 

Vor dem Unfall habe ich versucht, mein Leben bewusst zu gestalten, meine Träume zu verwirklichen und Freundschaften zu pflegen, ohne mir allzu sehr bewusst zu sein, dass meine Zeit begrenzt sein könnte.

 

Jede Lebensphase brachte ihre eigenen Lektionen und Erkenntnisse mit sich. Ich würde mich als jemanden beschreiben, der gerne gelebt hat und gerne lebt. In den ersten Wochen nach meinem Unfall war ich mir nicht sicher, ob mir dieses einfache „Leben“ ausreicht. Die verschiedenen Rehabilitationsphasen erforderten viel Energie und Geduld.

 

Am Anfang machte ich große Fortschritte, aber im Laufe der Zeit wurden diese Schritte zwangsläufig kleiner. Doch egal wie klein die Schritte in der Zukunft auch sein mögen, sie sind für mich ein Ansporn, Träume zu verfolgen, wie zum Beispiel wieder auf dem Eifelsteig unterwegs zu sein. Die Begrenztheit meiner Bewegungsfähigkeit konfrontierte mich mit der Tatsache, dass das Leben und die Bewegung an sich ein kostbares Geschenk sind, das ich schätzen und pflegen sollte.

 

Die Endlichkeit fordert mich immer wieder auf, darüber nachzudenken, was wirklich zählt. Loslassen ist eine der schwersten, aber auch wichtigsten Lektionen, die mir die Endlichkeit beigebracht hat. Sie erinnert mich daran, dass ich nicht alles kontrollieren kann und dass es in Ordnung ist, Dinge loszulassen. Heute sind Nähe, Freundschaft und einzelne Momente wichtiger denn je für mich. Anstatt in der Vergangenheit zu verweilen oder sich Sorgen über die Zukunft zu machen, schätze ich "Das heute" mehr denn je.

 

Ich genieße die kleinen Freuden des Lebens, bewundere die Schönheit der Natur und verbringe Zeit mit den Menschen, die mir am Herzen liegen. Die Endlichkeit lehrt mich immer wieder, im Hier und Jetzt zu leben und das Leben zu schätzen. Das Leben ist kostbar und wir sollten es in vollen Zügen genießen, solange wir können.

 

 

Link 

 

Endlichkeit – über das letzte Stück des Weges
Zwei Seiten - Der Podcast über Bücher

 

Auf Apple Podcasts anhören: https://podcasts.apple.com/de/podcast/zwei-seiten-der-podcast-%C3%BCber-b%C3%BCcher/id1689613765?i=1000630764547

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